Wer mit Robotern automatisieren möchte, muss viele Entscheidungen treffen, die zu mehr oder weniger Erfolg führen können. Idealerweise wird die Automatisierung mit Robotern den Betrieb voranbringen, die Produktion effizienter, günstiger und besser machen, aber sie bringt auch große Veränderungen mit sich. Damit diese positiv sind und das Unternehmen auch wirklich stärken, muss strategisch vorgegangen und im Voraus gut geplant werden.
Der Einstieg in die Automatisierung mit Robotern wirkt steinig, deshalb wollen wir Orientierungshilfe geben. In diesem Beitrag finden Sie eine Übersicht über fünf Fragen, die zunächst beantwortet werden wollen, um den Einstieg in die Automatisierung erfolgreich zu meistern.
In den nächsten Beiträgen werden wir im Detail auf die verschiedenen Punkte eingehen.
1. Warum soll automatisiert werden?
Zunächst muss man sich darüber klar werden, WARUM man automatisiert. Einfach nur automatisieren, damit man auch am Zahn der Zeit ist, ist nicht unbedingt empfehlenswert. Stattdessen sollte man sich darüber Gedanken machen, welche Ziele man mit der Automatisierung erreichen möchte.
Automatisierung mit Robotern ist durchaus die Gegenwart und Zukunft der modernen Fertigung. Für einen erfolgreichen Einstieg ist es aber in jedem Fall notwendig, sich über die eigenen Ziele und Anforderungen klar zu werden.
Es gibt viele Gründe, die für Automatisierung sprechen. Für manche Unternehmen stellt sie eine Notwendigkeit dar, weil menschliche Fachkräfte nicht die benötigten Anforderungen wie Präzision oder Geschwindigkeit erfüllen können, oder weil schlichtweg kein Personal für gewisse Aufgaben gefunden wird. Für andere steht die Modernisierung des Betriebs im Fokus oder der Wunsch, die Qualität auf ein höheres Level zu bringen. Vielleicht ist es eine Kombination – man möchte wachsen, findet aber nicht ausreichend Fachkräfte für eine Expansion, also greift man stattdessen auf Roboter zurück.
Je nachdem ergeben sich dann die ersten Schritte und es zeichnet sich ab, wo am dringendsten Roboter benötigt werden.
2. Was und wie soll automatisiert werden?
Viele mittelständische Unternehmen werden wohl kaum das Budget haben, die komplette Anlage in einem zu automatisieren, daher muss strategisch vorgegangen und dort angefangen werden, wo am meisten Bedarf ist.
Das werden in vielen Fällen die Arbeiten sein, für die keine Mitarbeiter mehr gefunden werden können, was dann zu Produktionsrückständen oder -ausfällen aufgrund von Personalmangel führen kann.
Als Faustregel für Aufgaben, die sich zur Automatisierung eignen, gelten die 4D: dirty, dull, dangerous und difficult, also schmutzig, eintönig, gefährlich und schwierig. Sollten Sie in Ihrem Betrieb keinerlei Arbeiten haben, die in eine dieser Kategorien fallen, macht ein Roboter bei Ihnen kaum Sinn.
Dirty sind Arbeiten, bei denen zum Beispiel mit Öl hantiert wird, es viel staubt oder beispielsweise Sägespäne fliegen.
Eintönige Aufgaben erfordern immer wieder den gleichen Handgriff, tagein, tagaus – Menschen wird da eher langweilig, während Roboter dafür geschaffen sind.
Gefährliche Arbeiten sind solche, bei denen beispielsweise hohe Temperaturen entstehen, mit schädlichen Stoffen hantiert wird oder ein erhöhtes Verletzungsrisiko besteht.
Bei difficult handelt es sich zumeist um Aufgaben, für die Fachkenntnisse benötigt werden, wie zum Beispiel Lackieren oder Schweißen.
Es empfiehlt sich, die eigenen Mitarbeiter in den Prozess der Automatisierung mit einzubeziehen. Sie sind es schließlich, die in der Produktion stehen und genau wissen, wo am meisten Bedarf herrscht.
Sind dann die ersten Schritte definiert, kann weiter in die Zukunft gedacht werden und eine fortführende Strategie erstellt werden, die den gesamten Prozess abdeckt. An dieser Stelle ist es ratsam, sich einen Profi an die Seite zu holen. Roboteranlagen kosten schließlich Geld, und auch wenn sie günstiger werden, sind sie doch keine kleine Investition, also sollte man doch sicherstellen, dass die eigene Automatisierungsstrategie erfolgsversprechend und zielgerichtet ist.
Die Zusammenarbeit mit einem Automatisierungsspezialisten reduziert zudem den Zeitaufwand erheblich. Es gibt so viele Roboter- und Komponentenhersteller, Softwarelösungen sowie verschiedenste Arten von Robotern, dass die Suche nach der passenden Lösung durchaus einen großen Rechercheaufwand mit sich bringen kann.
Auch kann ein Berater über verschiedene Finanzierungs-und Fördermöglichkeiten informieren, was den finanziellen Aufwand der Automatisierung senkt.
3. Wie wähle ich den passenden Roboter für mich aus?
Diese Frage ist natürlich etwas vereinfacht gestellt, schließlich ist es nicht für alle Firmen mit einem Roboter getan, für einige mag das aber für den Anfang ausreichen.
Zwei grundsätzliche Überlegungen an dieser Stelle sind:
- Cobot oder klassischer Industrieroboter oder Roboterzelle?
Cobots können mit dem Mensch Hand in Hand zusammenarbeiten und benötigen prinzipiell keinen Schutzzaun (das kommt aber immer auf die Anwendung an), sie werden aber häufig eingesetzt, weil die Programmierung einfacher ist als die eines klassischen Industrieroboters. Klassische Industrieroboter sind schon lange etabliert, die Programmierung ist nicht immer ganz so leicht, dafür bieten sie die meisten Möglichkeiten und sind oft schneller und präziser als Cobots.
Roboterzellen gibt es inzwischen standardisiert speziell für KMUs und sind eine gute Lösung für etwas simplere Anwendungen, die Schutzzäune erfordern. - Portfolio der Hersteller anschauen: Wie in Punkt 2 bereits erwähnt, sollte man schon von Anfang an in die Zukunft denken und eine Strategie für den gesamten Automatisierungsprozess erstellen. Bei der Suche nach dem ersten passenden Roboter sollte auch die Zukunft im Hinterkopf behalten werden, da es sich empfiehlt, die Produktion mit Roboteranlagen von nur einem oder höchstens zwei Herstellern zu automatisieren.
Ein Betrieb möchte vielleicht im ersten Schritt den Schweißprozess automatisieren und danach mit der Maschinenbeschickung und Handhabung fortfahren. Dann sollte bei der Auswahl des Schweißroboters ein Hersteller bevorzugt werden, der nicht nur einen passenden Schweißroboter hat, sondern auch Roboter, die für die Beschickung und das Handling geeignet sind.
Die Wahl des richtigen Roboters ist natürlich komplex, zumal es eine große Auswahl gibt. Hier kann es sinnvoll sein, mit Systemintegratoren, Dienstleistern, Herstellern oder Robotik-Unternehmensberatern in Kontakt zu treten.
4. Wie bereite ich meine Mitarbeiter vor?
Roboter sollen die Mitarbeiter entlasten und nicht entlassen – das ist ein wichtiger Grundsatz der Automatisierung und einer, der den eigenen Mitarbeitern auf jeden Fall vermittelt werden muss, um Berührungs- und Zukunftsängste zu minimieren.
Der Automatisierungsprozess soll daher möglichst transparent gestaltet werden. Wie bereits erwähnt, ist es empfehlenswert, die Produktionsmitarbeiter mit einzubeziehen, da sie es sind, die die Produktion am besten kennen.
Die Automatisierung stellt eine gewisse Umstrukturierung im Betrieb dar, weshalb das ein guter Anlass sein kann, mit den Angestellten über ihre Ziele und Wünsche zu sprechen, sodass ggf. interessantere oder erfüllendere Aufgaben gefunden werden können. So werden Ängste genommen und in Chancen umgewandelt.
Zudem müssen die Mitarbeiter auch für die Roboter befähigt werden, hierfür sind Bediener- oder Programmierschulungen notwendig. Der Deutsche Robotikverband ist aktuell dabei, den Roboterführerschein als Standard für die Aus- und Weiterbildung in der Robotik zu erstellen, mehr Informationen dazu gibt es hier.
5. Wie mache ich meine Roboteranlage sicher?
Ein Punkt, der nicht vergessen werden darf, ist die CE-Kennzeichnung der eigenen Roboteranlage. Natürlich müssen die Roboter ordnungsgemäß und sicher installiert worden sein, ansonsten darf die Anlage nicht betrieben werden. Arbeitet man mit einem Systemintegrator oder Maschinenbauer zusammen, wird sich dieser in der Regel um die CE-Abnahme kümmern. Ansonsten kann man den Validierungsprozess entweder selbst durchführen (eine grobe Übersicht gibt es später in dem Blogpost, in dem wir genauer auf die CE-Kennzeichnung von Roboteranlagen eingehen werden), oder einen Dienstleister engagieren, der Sie bei der Kennzeichnung unterstützt. .
Kümmert man sich selbst um alles, sollte man die Sicherheitsbestimmungen von Anfang an im Kopf haben, damit man schon bei der Planung und Installation der Anlage den Vorgaben hier gerecht wird.
Wir hoffen, dass dieser Überblick über die fünf Fragen, die man sich am Anfang der Automatisierung mit Robotern stellen sollte, geholfen hat und den Prozess weniger einschüchternd gemacht hat.
In den nächsten Beiträgen gehen wir auf diese verschiedenen Punkte genauer ein.