Roboter im Mittelstand: 6 Gründe, warum jetzt die Zeit zum Automatisieren ist

Zu teuer, zu kompliziert, zu aufwendig: Das waren lange die Hauptgründe, wieso es für viele kleinere Firmen keinen Sinn gemacht hat, Roboter einzusetzen.
In der Industrie sind Roboter seit Jahrzehnten vertreten und nicht mehr wegzudenken, nun aber sind Handwerk und KMU dran: Sie sind zu einer zentralen Zielgruppe von Roboterherstellern und Toolentwicklern geworden; und auch der Deutsche Robotikverband wurde unter anderem mit dem Ziel gegründet, Mittelständler beim Einsatz von Robotertechnik zu unterstützen.

Deshalb starten wir eine neue Beitragsreihe Einstieg in die Robotik – Roboter im Mittelstand, in der wir uns verschiedenen Fragen und Themen widmen werden, zum Beispiel, wie der Weg zur Automatisierung für KMU aussehen kann, welche Aufgaben Roboter übernehmen können oder wie man sich durch Weiterbildungen im Bereich der Robotik einen zukunftssicheren Job sichern kann.

Im heutigen Beitrag verraten wir Ihnen zum Einstieg in diese Themenwelt sechs Gründe, warum jetzt Zeit zum Automatisieren ist. 

1. Roboter werden günstiger 

Roboter sind für ihre Aufgaben gemacht und können sie schneller und präziser als Menschen erledigen. Das hilft aber natürlich nichts, wenn sie unbezahlbar für kleinere Unternehmen sind, wie es lange der Fall war. 

Inzwischen gibt es Roboter in den verschiedensten Preisklassen. Es gibt sogar Modelle unter 5000 Euro, die für einfache Pick and Place Aufgaben durchaus geeignet sind. Viele komplexere Aufgaben können mit Robotern in einer Preisspanne von 25.000 – 40.000 Euro realisiert werden. 

Dazu kommt auch, dass Roboter nicht nur Geld kosten, sondern auch Geld verdienen. Viele Modelle amortisieren sich innerhalb eines Jahres. Zudem ermöglichen Robotern es vielen Betrieben, mehr Aufträge anzunehmen. Mehr dazu später.

2. Roboter werden einfacher 

Das andere große Argument gegen Roboter war lange Zeit die aufwendige Programmierung. Es musste entweder Zeit und Geld in eine Programmierschulung investiert werden, oder ein professioneller Programmierer musste engagiert werden. Auch eine Umprogrammierung war nicht so einfach.
Die klassische, komplexere Roboterprogrammierung gibt es natürlich noch immer, und manchmal führt auch kein Weg daran vorbei. Es existieren aber inzwischen viele Lösungen, die die Programmierung und Umprogrammierung sehr einfach machen. 


Dabei müssen vor allem Cobots, also kollaborierende Roboter, als Beispiel genannt werden. Trotz des Namens werden sie aktuell kaum in kollaborativen Anwendungen eingesetzt; die meisten Betriebe holen sich einen Cobot wegen der simplen Programmierung. 

Cobots können an die Hand genommen und an die einzelnen Punkte geführt werden. Zudem verfügen viele auch über vorgefertigte Standardprogramme, in die dann nur die jeweiligen Punkte geteacht werden müssen. Damit können Aufgaben wie beispielsweise Palettierungen schnell und unkompliziert umgesetzt werden.

Und auch bei klassischen Industrierobotern wird die Programmierung einfacher; vor allem durch die Entwicklung vieler Lösungen wie zum Beispiel Software, die ähnlich wie die von Cobots ist, oder Tools, mit denen man einen Roboter wie einen Cobot in die Hand nehmen und zu den jeweiligen Punkten führen kann. 

Roboter im Mittelstand
Cobots können mit dem Menschen ohne Schutzzaun kollaborieren. Häufig werden sie aber eingesetzt, weil sie leichter zu programmieren sind. (Quelle: istock.com)

3. Roboter sind vielseitig nutzbar 

Dieser Punkt geht Hand in Hand mit der vereinfachten Programmierung: Roboter können leicht umprogrammiert werden und sind damit für vielfältige Aufgaben und Produkte nutzbar. Kleinere Unternehmen haben oftmals keinen Bedarf an einem Roboter, der 24/7 den gleichen Handgriff ausführt. Stattdessen soll er bei verschiedenen Aufgaben helfen oder verschiedene Produkte fertigen.
Das ist nun möglich durch die oben erwähnten Entwicklungen, die die Programmierung und Bedienung von Robotern erleichtern. So wird sogar die Fertigung in Losgröße 1 realisierbar, und auch betriebswirtschaftlich sinnvoll.

Zu diesem Punkt gehört auch, dass Roboter allgemein für viele Aufgaben eingesetzt werden können. Klassische Anwendungsbereiche sind zum Beispiel Pick and Place, Schweißen, Fräsen, Schneiden, Schrauben, Lackieren, Montieren oder Palettieren. Vieles davon sind Arbeiten, für die nur noch schwer Fachkräfte gefunden werden können. Allein deshalb lohnt sich die Automatisierung für viele. 

Roboter im Mittelstand
Für viele Arbeiten fehlt qualifiziertes Fachpersonal – Roboter können hier Abhilfe schaffen. (Quelle: istock.com)

4. Roboter sind schneller und präziser

Ein Roboter ist für die Produktion gemacht. Roboter sind schnell, präzise und sie können stunden- und tagelang die gleiche Aufgabe ausführen, ohne dass ihnen die Konzentration verloren geht. Sie haben keine Gefühle, die ihre Arbeit beeinflussen können, sie werden nicht krank und brauchen keine Pause. Sie führen einfach nur das aus, was man ihnen sagt, und zwar schneller und präziser als wir Menschen – vor allem auf Dauer. 

Unsere menschlichen Stärken liegen im Kreativen, Kommunikativen und Logischen, und das sind die Aufgaben, für die uns dann mehr Zeit und auch Energie bleibt.
Roboter verändern die Produktion nachhaltig, denn sie übernehmen Aufgaben, die oftmals eh keiner mehr machen möchte und ermöglichen uns dadurch, dass wir uns erfüllenden Arbeiten widmen können. 


Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels ist das oftmals die Rettung, denn Roboter können für die Arbeiten implementiert werden, für die keine Angestellten mehr gefunden werden.

5. Roboter ermöglichen neue Aufträge 

Eine Konsequenz daraus: Roboter ermöglichen neue, oft auch größere Aufträge.
Das hat zwei Gründe.
Zum einen eröffnen Roboter neue Kapazitäten, um Aufträge anzunehmen. Bei vielen Handwerksbetrieben scheitert es nicht an der Nachfrage, sondern an fehlenden Kapazitäten, um die Nachfrage erfüllen zu können. Entweder sind nicht genügend Mitarbeiter da, die die Aufträge ausführen können, oder die Ausführung von Aufträgen dauert, sodass lange Wartezeiten entstehen. Ein Roboter ersetzt fehlende Mitarbeiter, und wie im vorherigen Punkt erwähnt, führt er Aufgaben schneller aus, wodurch die Produktionszeit verringert wird.

Zum anderen werden durch Roboter größere Aufträge möglich, vor allem im Bereich der Serienproduktion. Wo es zuvor aufgrund des Zeitaufwandes oder Personalmangels nicht möglich war, 500 oder 1000 gleiche Teile zu schneiden, zu fräsen oder zu schweißen, kann der Roboter eingesetzt werden und im Dauerbetrieb den Auftrag in kurzer Zeit abarbeiten. 

Das eröffnet im Gegenzug für uns Menschen auch die Kapazität, “spannende” Aufträge, die vielleicht mehr Kreativität erfordern, anzunehmen. Der Roboter kümmert sich um die repetitiven Arbeiten, und wir übernehmen die, die uns Spaß machen. 

6. Roboter sorgen für bessere Arbeitsbedingungen

Es wurde zwar bereits an mehreren Stellen angeschnitten, verdient aber seinen eigenen Punkt: Roboter verbessern die Arbeitsbedingungen. Weniger Stress, mehr Zeit für kreative Arbeiten, mehr Spaß bei der Arbeit und einfach ein besserer Arbeitsalltag, weil die eintönigen Arbeiten wegfallen oder zu einem großen Teil übernommen werden. Das entlastet mental und zeitlich. 

Zudem macht die Arbeit mit Robotern Spaß und stellt für viele eine interessante Herausforderung dar. Bedienen, Programmieren, Optimieren, all das muss zwar erstmal erlernt werden, aber wenn man mal die Basics beherrscht, ist es für viele spannend, sich reinzufuchsen und kreative Lösungen und neue Programme zu entwickeln. 

Roboter im Mittelstand? Ja! 

Zusammengefasst sieht man also: Es gibt viele Gründe, die für den Einsatz von Robotern im Mittelstand sprechen. Es hat sich in den letzten Jahren viel getan und es lohnt sich, sich mit dem Thema Automatisierung zu beschäftigen. Anfangs haben wir gesagt, dass Roboter aus der Industrie nicht mehr wegzudenken sind, und so wird es auch in KMUs und im Handwerk in ein paar Jahren sein. Wer jetzt aufspringt, kann sich noch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

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