Zukunftschancen statt Zukunftsängste: 6 Tipps, wie Sie Ihre Mitarbeiter auf Roboter vorbereiten

In diesem Teil unserer Serie Der Einstieg in die Automatisierung mit Robotern sprechen wir über ein sehr wichtiges Thema: Wie bereite ich meine Kollegen auf Roboter vor? Die Akzeptanz durch die Beschäftigten ist ein zentrales Erfolgskriterium für die Automatisierung, schließlich sind es die Produktionsmitarbeitenden, die mit den neuen Kollegen aus Stahl tagtäglich arbeiten werden. 

Wir haben es im Rahmen dieser Reihe bereits öfter erwähnt – Roboter sollen Angestellte entlasten und nicht entlassen. Das ist ein wichtiger Grundsatz, der klar vermittelt werden muss, um Berührungs- und Zukunftsängste zu minimieren.

Der Automatisierungsprozess sollte möglichst transparent gestaltet werden und es empfiehlt sich, Ihr Team auch aktiv einzubeziehen. Wie das aussehen kann und wie Sie Ihre Mitarbeiter auf Roboter vorbereiten, schauen wir uns in diesem Beitrag an.


Offene Kommunikation und Transparenz als Grundsatz

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration von Robotern liegt in einer offenen und transparenten Kommunikation. Mitarbeitende sollten frühzeitig über geplante Veränderungen informiert werden. Dabei ist es wichtig, die Gründe und Vorteile der Robotereinführung klar zu erklären. Regelmäßige Updates zum Fortschritt des Projekts helfen, Unsicherheiten zu minimieren und Vertrauen aufzubauen.

Dass Angestellte Bedenken und Ängste bezüglich der Einführung von Robotern haben, ist normal und verständlich. Es ist schließlich noch immer ein weit verbreiteter Mythos, dass Roboter Arbeitsplätze wegnehmen. Zudem treffen größere Veränderungen in Unternehmen meist auf ein wenig Widerstand – so wie es war, hat es doch funktioniert, wieso muss man denn jetzt was ändern? 

Diese Frage muss den Mitarbeitenden gegenüber klar und nachvollziehbar beantwortet werden. Die genaue Antwort ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, aber hier ein paar mögliche Punkte, die Ihnen als Orientierungshilfe dienen können:

Roboter sind eine entscheidende Zukunfts- und Gegenwartstechnologie. Ohne Automatisierung wird man schon in wenigen Jahren nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten können. Roboter sind schneller und präziser als Menschen, das ist nun mal Fakt. Das heißt nicht, dass Menschen schlechte Arbeit machen, aber ein kleines Gedankenspiel reicht, um die Situation Ihrem Team gegenüber zu verdeutlichen:

Nehmen wir an, Sie wollen eine neue Küche kaufen. Hersteller A fertigt mit Robotern, hat top Bewertungen, die die hervorragende Qualität und Verarbeitung loben und kann die gewünschte Küche in der exakten Konfiguration innerhalb von 3 Wochen liefern, weil es aufgrund des Robotereinsatzes keinen Mitarbeiterengpass gibt. Hersteller B hat keine Roboter, hat gute Bewertungen, aber hier und da gibt es kleine Beschwerden wegen Verarbeitungsfehlern, und Ihre Küche kann innerhalb von 3 Monaten geliefert werden, allerdings nicht mit den gewünschten Griffen, und außerdem ist sie etwas teurer als Hersteller A. Für welchen Hersteller entscheiden Sie sich? 

Sofern es nicht persönliche Gründe gibt, die die Wahl beeinflussen, werden sich wohl die meisten Menschen für Hersteller A entscheiden.
Übertragen auf Ihr Unternehmen gibt es drei Möglichkeiten:

1. Ihre Konkurrenz arbeitet noch nicht mit Robotern, dann können Sie Hersteller A werden und sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

2. Ihre Konkurrenz arbeitet bereits mit Robotern, dann ist es höchste Zeit, aufzuschließen, damit Sie für Kunden noch attraktiver werden.

3. Sie setzen keine Roboter ein und bleiben Hersteller B. Das geht vielleicht noch ein paar Jahre gut, aber irgendwann wird die Konkurrenz auf Roboter setzen, und dann kann es trotz aktuell guter Situation schnell bergab gehen.

Wenn Sie das Ihren Kollegen klarmachen und betonen, dass es bei der Anschaffung von Robotern darum geht, im Geschäft zu bleiben, Kunden und Aufträge zu generieren und im Idealfall auch zu florieren und expandieren, dann können Sie hoffentlich schon mal viele Ängste und Bedenken aus dem Weg räumen. Die Angst vor dem Jobverlust ist wahrscheinlich die zentralste, weshalb es wichtig ist, zu verdeutlichen, dass Roboter dabei helfen, Arbeitsplätze zu erhalten und vielleicht auch zu schaffen, und sogar die eigene Arbeit attraktiver machen. 

Zukunftschancen statt Zukunftsängste

Sind die Ängste erstmal genommen, geht es nun darum, die persönlichen Chancen für die Mitarbeitenden aufzuzeigen. Dazu zählen vor allem die Entlastung und das Erlernen neuer Skills und Technologien, wobei letzteres vielleicht auch für manche zunächst mit Sorgen verbunden sein kann. 

Was aber wohl die meisten gerne hören werden: Die Arbeit wird entspannter und nicht mehr so belastend. In vielen kleineren Betrieben und im Handwerk scheitert es schließlich oft nicht an der Auftragslage, sondern daran, dass die Aufträge nicht oder nicht zeitnah bearbeitet werden können, weil nicht genügend Personal da ist. Daraus ergibt sich auch eine gute Möglichkeit, die Mitarbeitenden in den Automatisierungsprozess einzubeziehen: 

Wie in einem früheren Teil der Serie bereits beschrieben, erfolgt die Automatisierung Schritt für Schritt, und man beginnt da, wo es am dringendsten notwendig ist. Die Produktionsmitarbeitenden wissen meist am besten, wo es brennt, also hören Sie zu, was sie zu sagen haben, und basieren idealerweise Ihre Entscheidung, welche Arbeit als erstes automatisiert wird, auf der Einschätzung Ihres Personals. Das zeigt Ihren Angestellten, dass Sie ihre Meinung wertschätzen und sie fühlen sich nicht, als würde über ihre Köpfe hinweg entschieden werden. 

Noch wichtiger ist es aber, über die Karrierechancen der Mitarbeitenden individuell zu sprechen: Der Einsatz von Robotern verändert natürlich den Arbeitsalltag und das Ziel ist es, dass alle Mitarbeitenden zufriedener mit ihrer Arbeit sind. Deshalb: Der Einstieg in die Automatisierung wird zur Zukunftschance für jeden einzelnen. Nehmen Sie sich die Zeit, um Gespräche zu führen, um zu erfahren, welche Wünsche, Bedenken und Fragen es gibt, und welche Tätigkeiten jeder gerne übernehmen würde. 

Mitarbeiter A ist vielleicht sehr technikinteressiert und kann es kaum abwarten, mit Robotern zu arbeiten und möchte am liebsten alles lernen. So jemand könnte gut für komplexere Bedien- oder Programmiertätigkeiten ausgebildet werden. Mitarbeiterin B hat vielleicht Spaß dabei, Wartungen durchzuführen, usw. Sie kennen Ihre Mitarbeiter am besten.

Jeder Mitarbeitende hat unterschiedliche Bedürfnisse, auf die eingegangen werden muss. Gleichzeitig hat ein jeder aber auch individuelle Talente und Interessen, die zu einer Win-win-Situation führen, wenn sie richtig eingesetzt werden: Sie unterstützen Ihre Angestellten, bieten für sie passende Schulungen an und geben ihnen die Möglichkeit, die gewünschte Tätigkeit (wenn möglich) zu übernehmen, und Ihr Team findet mehr Erfüllung in ihrer Arbeit und gehen Aufgaben nach, die ihren Interessen entsprechen, was wiederum auch zu besseren Leistungen, mehr Zufriedenheit und besserem Arbeitsklima führt.

Weiterbildungen und Roboterschulungen

Damit Ihre Mitarbeitenden auch für die neuen Kollegen und Tätigkeiten qualifiziert sind, sind Weiter- und Fortbildungen natürlich unerlässlich. An erster Stelle sind hier Roboterschulungen zu nennen, sodass Ihre Angestellten die Bedienung, Programmierung, Wartung etc. von Robotern lernen.

Grundsätzlich gibt es hier die Auswahl zwischen Schulungen direkt beim Roboterhersteller oder bei externen Schulungsanbietern. Das Schulungsangebot ist groß, weshalb wir vom Deutschen Robotik Verband den Roboterführerschein entwickeln, der zum Standard für die Aus- und Weiterbildung in der Robotik werden soll. Ähnlich wie beim Autoführerschein gibt es festgelegte Kriterien, Inhalte und Qualifizierungsniveaus. Die Vermittlung der Lerninhalte ist aber für jeden Schulungsveranstalter individuell. Der Roboterführerschein macht die Robotikausbildung einheitlich, unkompliziert dank regionaler Stützpunkte und sorgt für geprüfte Qualität. Mehr Informationen finden Sie hier.

Roboterschulungen umfassen nicht nur die technische Bedienung und Programmierung von Robotern, sondern vermitteln auch Kompetenzen für die effektive Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Zudem gibt es nach Erlernung der Grundlagen auch viele Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterbildung, beispielsweise für Kameratechnologien, CAD-Systeme oder tiefergehende Programmierkenntnisse.

Das Schulen sollte zeitlich gestaffelt erfolgen, da auch der Einstieg in die Automatisierung gestaffelt erfolgt, weil nicht alle Aufgaben von Tag 1 an automatisiert werden. Wenn also beispielsweise das Lackieren erst in ein bis zwei Jahren automatisiert werden soll, macht es keinen Sinn, Ihre LackiererInnen schon jetzt für Roboter zu schulen. 

Zusätzlich sollten Weiterbildungsmöglichkeiten für neue Aufgabenbereiche angeboten werden, die durch die Roboterintegration entstehen, beispielsweise für organisatorische Prozesse oder Führungsrollen.

Regelmäßige Updates und Check-ins

Nach diesen anfänglichen Schritten ist der Prozess nicht abgeschlossen, stattdessen gilt es, auch weiterhin auf ihr Team einzugehen, für Bedenken offen zu sein und sie zu unterstützen und begleiten. Stellen Sie sicher, dass es Ansprechpartner für Fragen und Probleme gibt. Regelmäßige Check-ins helfen, den Fortschritt zu überprüfen und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sicherzustellen. So fördern sie auch eine Kultur der Innovation und des technologischen Fortschritts in Ihrem Unternehmen.

Definieren Sie klare Erfolgskriterien für die Roboterintegration und evaluieren Sie regelmäßig die Fortschritte. Würdigen und belohnen Sie Kollegen, die sich aktiv in den Integrationsprozess einbringen, was die Motivation und Akzeptanz im Betrieb fördert.

Gibt es Teammitglieder, die sich nach wie vor schwer tun, sich dem Fortschritt verstellen oder trotz Schulung nicht wissen, wie man den Roboter bedient, ist es wichtig, mit Empathie und lösungsorientierten Ansätzen zu antworten, und nicht mit Frustration oder gar Kündigungsdrohungen. Sprechen Sie mit denjenigen Mitarbeitenden über die Ängste und Probleme, mit dem klaren Ziel, auch sie für die Arbeit mit Robotern zu befähigen. Es ist keine Lösung, dass eine Person einfach nichts mit den Robotern zu tun hat, schließlich haben Sie ja auch keine Angestellten mehr, die sich weigern, mit Computern zu arbeiten, oder? 

Es ist ganz normal, dass manche länger brauchen, um mit Robotern umgehen zu können. Um beim Vergleich mit Computern zu bleiben: Es gibt ja auch heute noch einige Menschen, die nur rudimentäre EDV-Skills haben, die aber zumindest die für sie relevanten Klicks und Aufgaben ausführen können. Genauso muss auch nicht jeder Roboter perfekt beherrschen, es reicht, wenn man die für einen selbst relevanten Knöpfe drücken kann und weiß, was in einzelnen Situationen zu tun ist. 

Zusammenfassung: Wie Sie Ihre Mitarbeiter auf Roboter vorbereiten

Nochmal zusammengefasst sind die wichtigsten Schritte und Punkte, um Ihre Angestellten auf die Automatisierung und die Zusammenarbeit mit Robotern vorzubereiten, die folgenden:

  1. Zukunftsängste nehmen: Erklären Sie, warum es wichtig ist, dass Ihr Betrieb jetzt Roboter einsetzt, und verdeutlichen Sie, dass es darum geht, wettbewerbsfähig zu bleiben, die Mitarbeitenden zu entlasten und idealerweise durch Roboter zu wachsen. Roboter sind ein neues Tool zur Erledigung der Arbeit, und nicht ein Kündigungsgrund. 
  2. Transparent bleiben: Entscheiden Sie nicht alles über die Köpfe Ihres Teams hinweg, sondern binden Sie sie in den Automatisierungsprozess ein. Seien Sie offen für Gespräche, Fragen und Bedenken, da offene Kommunikation das A und O ist.
  3. Zukunftschancen aufzeigen: Ja, die Arbeit im Betrieb wird sich verändern, aber das soll für jeden etwas Positives sein. Führen Sie Gespräche mit jedem einzelnen Teammitglied und nehmen Sie sich die Zeit, um herauszufinden, wer in Zukunft was übernimmt, wer welchen Schulungsbedarf hat und wie man die menschlichen Ressourcen im Betrieb ideal einsetzt, sodass möglichst jeder zufrieden ist und den eigenen Talenten und Interessen gerecht werden kann. 
  4. Für Kollege Roboter schulen: Ihre Mitarbeitenden brauchen Schulungen, damit sie mit dem Roboter zusammenarbeiten können. Definieren Sie rechtzeitig den Schulungsbedarf: Sie wollen ja nicht, dass der Roboter da ist, aber keiner damit arbeiten kann, weil die Schulung erst in zwei Monaten stattfindet. 
  5. Teammitglieder mit größeren Berührungsängsten helfen: Nicht jeder wird sich sofort im Umgang mit Robotern wohlfühlen. Stellen Sie sicher, dass sich diejenigen Mitarbeitenden, die sich unsicher sind, nicht abgehängt fühlen und sprechen Sie mit ihnen über mögliche Lösungen.
  6. Feedback und Check-ins: Auch nachdem die Roboteranlage in Betrieb genommen wurde, sollten Sie Ihre Mitarbeitenden weiterhin begleiten. Fragen Sie nach Feedback, was gut läuft und nicht, das hilft Ihnen auch in der Zukunft, wenn weitere Anlagen automatisiert werden. Zudem können Sie so Ihr Team unterstützen, damit die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter gut läuft und Ihr Team hoffentlich Freude an den neuen Kollegen aus Stahl hat. 

Alles in allem sind offene Kommunikation und Empathie die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Integration; Roboterschulungen sorgen dafür, dass Ihre Mitarbeitenden fachlich auf Industrieroboter vorbereitet sind. 

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!