Neue Geschäftsfelder und Branchen für die Robotik

In diesem vierten Teil unserer Reihe zu den Robotiktrends 2025 sprechen wir über den Einzug von Robotern in neue Geschäftsfelder und Branchen. 

Ein Thema, das in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt ist, ist der Einsatz von Robotern in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Cobots waren hier wohl die erste große Innovation, die die Robotik für viele kleinere Unternehmen interessant gemacht hat. Seitdem hat sich viel getan, und es gibt neue Geschäftskonzepte, die vor allem auf KMU fokussiert sind. Sowohl Robots-as-a-Service (RaaS) als auch Low-Cost-Roboter bieten Lösungen für den Automatisierungseinstieg im Mittelstand, wobei sie sich in der Herangehensweise und Zielgruppen unterscheiden. 

Außerdem rücken neue Branchen in den Fokus der Roboter- und Toolhersteller, wie etwa die Bauindustrie, die Laborautomation und die Lagerhaltung.

Zunächst beginnen wir aber mit den neuen Geschäftsfeldern, und starten hier mit Robots-as-a-Service. 

Robots-as-a-Service (RaaS)

Ein Schlüsselkonzept, das den Einstieg erheblich erleichtert, ist Robots-as-a-Service (RaaS). Statt einen Roboter teuer zu kaufen, können Unternehmen ihn mieten. Dies eliminiert hohe Anfangsinvestitionen und macht die Technologie auch für Betriebe mit geringerem Budget zugänglich. 

Viele RaaS-Anbieter haben sich zudem auf bestimmte Branchen spezialisiert. Roboteranlagen für Anwendungen mit hohen Anforderungen an Präzision oder Geschwindigkeit sind teuer, ebenso die Umsetzung komplexer Aufgaben. 

DRV-Mitglied Coboworx ist beispielsweise auf Palettieren und Maschinen Be-und Entladen spezialisiert.

Somit können auch Betriebe in die Robotertechnik einsteigen, die Hochleistungsroboter benötigen, dafür aber nicht genügend Budget zur Verfügung haben.

Die Vorteile von RaaS sind unter anderem:

  • Skalierbarkeit: Unternehmen können durch RaaS auf Veränderungen in den Produktionsanforderungen reagieren, wie beispielsweise eine veränderte Auftragslage. Die Roboterlösung kann flexibel angepasst werden.
  • Leichter und risikofreier Einstieg in die Automatisierung: Auch wenn Roboter in der Regel eine recht kurze Amortisationszeit haben, sind die hohen Anfangsinvestitionen dennoch eine Hürde, vor allem für kleinere Unternehmen. Zudem ist es ein großes Commitment, das langfristige Veränderungen in der Produktion mit sich bringt. Mit RaaS kann man schrittweise in die Robotik einsteigen, mit monatlich planbaren Kosten.
  • Serviceleistungen inklusive: Wie ja auch der Name Robots-as-a-Service andeutet, ist nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch der Support Teil des Angebots. Das heißt, Wartung, Instandhaltung, technischer Support, Softwareupdates und Optimierungen werden in der Regel durch den Servicedienstleister erbracht.
    Das ist vor allem auch für den Einstieg sehr wertvoll, da dadurch die Notwendigkeit, die eigenen Mitarbeiter in diesen Bereichen zu schulen, wegfällt. Wenn man einen Industrieroboter selbst erwirbt, ist man auch für alles verantwortlich, bzw. muss sich zumindest um einen Dienstleister kümmern, der diese Aufgaben für einen übernimmt. Das verursacht zusätzlich zur Anfangsinvestition nochmals mehr Kosten, auch hinsichtlich der Schulung der Mitarbeitenden beispielsweise. 
  • State-of-the-Art-Technologie: Roboter der neuesten Generation kosten in der Regel auch mehr, insbesondere, wenn Hightech-Komponenten verbaut wurden. Zudem verändert sich die Branche rasant, und vor allem dank KI nimmt das Investitionstempo immer mehr zu. Für produzierende Betriebe ist es schwierig, da immer auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben, zumal das ja auch nicht realistisch ist.
    RaaS hingegen ermöglicht den fortlaufenden Zugang zu aktueller Technologie, und zwar ohne Zusatzinvestitionen. 

Insgesamt kann man sagen, dass RaaS den großen Vorteil hat, dass es Unternehmen den Zugang zu Technologien ermöglicht, die sie sich sonst weder finanziell noch organisatorisch leisten könnten. Vor allem für produzierende Betriebe mit komplexen Anwendungen war die Einstiegshürde in die Robotik aufgrund ihrer Anforderungen oftmals zu hoch. Mit RaaS wird es jetzt für sie möglich, Roboter einzusetzen. 

Wer hingegen eine eher einfache Aufgabe automatisieren will, für den kann Low-Cost-Robotik die bessere Lösung sein. 

Low-Cost-Roboter

Für Anwendungen, die weniger komplex sind und geringere Anforderungen an Präzision, Traglast und Lebensdauer stellen, sind Low-Cost-Roboter eine hervorragende Alternative. Diese Roboter ermöglichen einen kosteneffizienten Einstieg in die Automatisierung, ohne dass Kompromisse bei der Funktionalität für einfache Aufgaben eingegangen werden müssen.


In diesem Segment gibt es zum einen Anbieter, die sich speziell auf die Herstellung günstiger Roboterlösungen spezialisiert haben, wie etwa RBTX von igus, die hier vor allem auf dem deutschen Markt Vorreiter der Sparte sind. 

Aber auch etablierte Hersteller springen immer mehr auf diesen Zug auf und bringen kostengünstigere Modelle auf den Markt. 

Natürlich gibt es im Vergleich zu teuren Robotern Einsparungen, vor allem hinsichtlich der verbauten Komponenten, deshalb eignen sich Low-Cost-Roboter vor allem für Anwendungen mit simplen Anforderungen wie bspw. einfaches Pick-and-Place, das keine hohe Geschwindigkeit oder Präzision erfordert.

Warum ist diese Entwicklung so wichtig? 

RaaS und Low-Cost Robotik leisten einen großen Beitrag dazu, die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen erheblich zu stärken. Diese neuen Geschäftsmodelle vereinfachen den Zugang zur Robotik für KMU, sodass diese nun auch Prozesse automatisieren können, die zuvor nur Großkonzernen vorbehalten waren.
In diesem Blogbeitrag gehen wir genauer darauf ein, warum der Einsatz von Robotern so wichtig für den Mittelstand ist. 

Roboter sind eine essenzielle Technologie vor allem auch für kleinere Unternehmen, da sie die Produktion effizienter und produktiver machen, aber auch hinsichtlich Stichworten wie dem Reshoring. Dank der Robotik können Unternehmen ihre Produktion zurück ins Inland verlagern oder dort aufbauen, ohne durch hohe Lohnkosten ineffizient zu werden. 

Seit Jahren sind mittelständische Unternehmen und das Handwerk in den Fokus der Roboterhersteller gerückt, da von beiden Seiten der Bedarf zur Automatisierung erkannt wurde. Es mussten nur Lösungen und Wege gefunden werden, die bislang teure und etwas komplizierte Technologie leichter zugänglich zu machen. Dank Cobots, KI, Low-Cost-Robotik und RaaS sind wir hier auf jeden Fall auf einem guten Weg.

Neue Branchen, die erschlossen werden

Doch nicht nur der Mittelstand des produzierenden Gewerbes profitiert von den Neuerungen in der Robotik, sondern auch andere Branchen werden zu einer immer interessanten Zielgruppe. Die IFR nennt in ihrem Trendüberblick 2025 hier die Bauindustrie, die Laborautomation und die Lagerhaltung, deshalb wollen wir einen kurzen Blick auf diese werfen. 

  • Bauindustrie: Roboter können sowohl auf der Baustelle unterstützen und dort beispielsweise ergonomisch anspruchsvolle Tätigkeiten wie etwa Über-Kopf-Bohren übernehmen, als auch zur Herstellung von Baumaterialien und Bauelementen eingesetzt werden. Es gibt hier inzwischen viele verschiedene Lösungen und die Branche wurde definitiv als Wachstumsmarkt erkannt, sodass immer mehr Hersteller einsteigen. ABB und KUKA beispielsweise sind sehr aktiv, aber auch Start-ups wie DRV-Mitglied Red Cable Robots haben innovative Produkte.

    Robotiklösungen sind sehr gefragt, da die Baubranche immer strengeren Umweltauflagen unterliegt und unter Fachkräftemangel leidet. Roboter können durch die Verbesserung der Qualität zur Reduktion von Abfällen beitragen, und der gesamte Prozess kann effektiver gestaltet werden.

  • Laborautomation: Auch Labore stehen vor Herausforderungen: Es sollen immer mehr Proben mit immer mehr Parametern schneller und zuverlässiger getestet werden, gleichzeitig gibt es weniger Personal, und natürlich soll das ganze auch noch kosteneffizient sein. Die Branche ist also prädestiniert für die Automatisierung und die Entlastung durch Roboter. 

    Die Laborautomation ist dadurch in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus von Herstellern gerückt, sodass auch komplexere Aufgaben heute oftmals umgesetzt werden können. Herausforderung können die hohen Anforderungen an Präzision und Hygiene sein, was in der Regel mit einem höheren Kaufpreis verbunden ist. Besonders interessant wird aber der Einzug von KI sein, da hier großes Potenzial hinsichtlich Analyse und Auswertung liegt.

  • Lagerhaltung: Und zu guter Letzt ist natürlich auch die Lagerhaltung eine Branche, die immer mehr automatisiert wird. Autonome Mobile Roboter (AMR) u.ä. sind einer der größten Wachstumsmärkte in der Robotik, und sowohl etablierte Hersteller als auch zahlreiche Start-ups bieten ein vielfältiges Angebot.
    Auch im DRV haben sich einige unserer Mitglieder Logistikroboter auf die Fahne geschrieben, wie bspw. Digpanda, EF Robotics oder xScaleo.
    Mehr zu AMR können Sie auch in diesem Beitrag nachlesen. 

Darüber hinaus gibt es weitere potenzielle Branchen und Anwendungsbereiche, in denen Roboter immer mehr Einzug halten, beispielsweise das Gesundheitswesen, die Landwirtschaft oder der Einzelhandel.

Neue Geschäftsfelder und Branchen: Fazit und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Robotik längst nicht mehr nur das Privileg von Großkonzernen ist. Konzepte wie RaaS und die Verfügbarkeit von Low-Cost-Robotern senken die Einstiegshürden erheblich und machen Automatisierung auch für kleine und mittlere Unternehmen attraktiv. Gleichzeitig erschließen Roboter immer neue Branchen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Robotik sich immer breiter aufstellt, sei es, weil sie auch für den Mittelstand immer rentabler und zugänglicher wird oder weil Branchen, die bisher kaum Zugang zur Robotik hatten, nun ebenfalls erschlossen werden.

Die Zukunft der Robotik verspricht eine noch größere Vielfalt an Anwendungen und eine tiefere Integration in unseren Alltag und unsere Wirtschaft. Wir dürfen gespannt sein auf weitere Entwicklungen und Potenziale, die die Technologie noch bieten wird, vor allem auch im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz.