In der öffentlichen Diskussion wird einerseits häufig der Fach- bzw. Arbeitskräftemangel an sich beklagt und andererseits die Bedrohung der Arbeitsplätze durch Roboter. Scheinbar ein Widerspruch, den es aufzulösen gilt. In Gesprächen mit unseren Mitgliedern besprechen wir auch die Motivation des Kunden für die Anschaffung eines Roboters. Diese ändert sich zunehmend.
Kaufgrund hat sich geändert
Der klassiche Käufer von Robotern, die Automobilindustrie, entschied sich vor Jahrzehnten aus Rentabilitäts- und Qualitätsgründen für die Industrierobotik. Mit dem Aufkommen der sogenannten Cobots war zunächst die Amortisationszeit ebenfalls das Hauptargument für Verkäufe. In den letzten Jahren gewann der Fachkräftemangel immer mehr an Bedeutung. Es fehlten Mitarbeiter für eine Nachtschicht etc.. Der Betrieb konnte sein volles Umsatzpotenzial ohne Roboter nicht ausschöpfen, kam aber auch ohne Roboter zurecht.
Nun erleben wir quasi Phase 3: Roboter sichern bzw. retten das Geschäftsmodell. Dies ist sehr transparent sichtbar an der Gastronomie. Ähnliches zeigt sich zunehmend im verarbeitenden Mittelstand. Da es immer weniger und vor allem zu wenig Schweißer gibt, können Blechverarbeiter zunehmend nur noch mittels Schweiß-Robotern arbeiten. Die Roboter sichern dann die Arbeitsplätze in der Verwaltung und andere Arbeitsplätze in der Fertigung. Vereinfacht ausgedrückt: Ohne Roboter könnten viele Unternehmen in Ihrer jetzigen Form gar nicht mehr bestehen.
Pflegeroboter werden Lebensqualität sichern
Die zur Ruhrkohle-Stiftung gehördende United Robotics Group nannte kürzlich eine interessante Zahl: Wenn gebrechliche Senioren dank Robotik nur vier Monate länger in ihrer vertrauten Umgebung leben können, tut es ihnen nicht nur gut, sondern die Gemeinschaft spart auch 10 Mrd. Euro im Jahr. Im Alters- oder Pflegeheim wird in Zukunft ein Roboter ebenso die Lebensqualität erhöhen. Sei es bei der Betreuung oder auch im Gespräch. Es gibt Roboter, die helfen Senioren die Einsamkeit zu bewältigen.
Andere Roboter werden Senioren das Einkaufen erst ermöglichen. Im Supermarkt können in der Zukunft Roboter stehen, die die gewünschten Artikel aus oberen Regalen heben. Ein mobiler Roboter kann dann dem Pensionisten beim Heimweg hinterherfahren und den Einkauf transportieren. Der Roboter wäre das Lastenfahrrad für gebrechlichere Personen.
Robotersteuer wäre kontraproduktiv
Wenn Roboter Wohlstand und Lebensqualität sichern, erscheint eine Robotersteuer, wie sie gelegentlich gefordert wird, kontraproduktiv. Roboter dienen bereits so der Gesellschaft und nicht nur ihrem Besitzer.
Abgrenzung erscheint notwendig
Die getroffenen Aussagen wurden für die Robotik i.e.S. getroffen. Von ihr abzugrenzen ist Robotic Process Automation (RPA). Hierbei handelt es sich um reine Software – auch in Form von Bots, die in Verwaltungen eingesetzt wird, z.B. um Kundenanfragen zu beantworten oder um zu buchen. Der Deutsche Robotik Verband vertritt keine Firmen dieser Branche, die eher zufällig das Wort “Robotic” nutzt.