Ein Gastkommentar unseres Gründungsmitglieds Guido Bruch
Quasi über Nacht sorgt die KI-Software ChatGPT für einen Aha- oder besser noch Wow-Effekt. Plötzlich ist die KI nicht nur viel weiter als aktuell für möglich gehalten, sondern auch in einer Qualität verfügbar, die echten Nutzen für diverse Anwendungen bringt. Kluge Köpfe denken zurück und sehen die KI nun da wo die Robotik eigentlich hätte sein sollen. Sebastian Matthes, Chefredakteur des Handelsblatts formulierte es so: “Seit Jahren lautet die Erzählung über Künstliche Intelligenz so: Erst würden immer intelligentere Roboter Tätigkeiten in Fabriken übernehmen (…) Und danach, irgendwann und auch nur vielleicht, sind die Wissensarbeiter an der Reihe. Weil eine KI ja eigentlich nicht kreativ sein kann.” Bill Gates äußerte sich ähnlich, ebenfalls im Handelsblatt, aber einige Tage später: “Bislang hatte man gedacht, dass Fabrikarbeiter am schnellsten von Robotern ersetzt werden. Diese Entwicklung findet zwar statt. Aber auf einmal sieht es so aus, als ob KI zunächst dabei helfen wird, Bürojobs effizienter zu machen.” In beiden Aussagen kann man durchaus eine gewisse Enttäuschung heraushören. Damit stellt sich die Frage, warum die Robotik bislang noch nicht geliefert hat.
ChatGPT hat ungleich mehr Unterstützung erhalten als die Robotik
Bereits vor der letzten Finanzierungsrunde von über 10 Mrd. $ hatte die OpenAI-Stiftung mehr Geld zur Verfügung als die meisten Robotik-Startups zusammen. Dies dürfte erst Recht gelten, wenn nur die Mittel für die Forschung und Entwicklung für KI berücksichtigt werden. Robotik-Startups müssen schließlich auch noch viel Geld in Mechatronik und Produktionsstätten, aber auch Vertrieb stecken. Dies alles entfällt bei ChatGPT. Zugleich wurden für ChatGPT afrikanische Billigkräfte unter fragwürdigen Bedingungen in großer Anzahl genutzt um die Software anzulernen (Link). Dies alles ist von der Robotik nicht bekannt. Per Saldo dürfte selbst die finanzstärkste Robotik-Firma allenfalls 10% der Entwicklungsressourcen der OpenAI-Stiftung zur Verfügung haben. Und mit diesem Betrag mußte dann auch noch die Hardware mitabgedeckt werden.
Kritik an der Robotik ist in anderer Hinsicht gerechtfertigt
Es bleibt die Frage, warum bislang so selten händische Arbeit durch Roboter übernommen werden kann. Die Antwort ist einfach: Die Hersteller lehnen sich noch immer zurück und hoffen, dass ein Anwender eine Standardapplikation entwickelt. In dessen Windschatten wollen sie dann ihre Cobots verkaufen. Bei Schweißzellen klappt dies ganz gut. Hier sind Schweiß-Veteranen wie Demmeler, Heidenbluth oder Fronius in Vorleistung getreten und haben entwickelt. Im fast dem gesamten Handwerksbereich ist der Ansatz des “Zurücklehnens und Abwarten” aber gescheitert. Obwohl sicherlich machbar, gibt es noch immer keinen Roboter, der Fliesen verlegt.
1.000.000 Roboter bis 2030 sind unverändert machbar
In diesem Papier wurde zusammengefaßt wie der Fachkräftemangel bewältigt und so die Lebensqualität und der Wohlstand in Deutschland gesichert werden kann: Link