Personalkrise – das Quallenproblem

Ein Kommentar (persönliche Meinung) unseres Gründungsmitglieds Guido Bruch

Andrea Alboni, Kopf der Universal Robots (Germany) GmbH, sagte anläßlich der automatica “wir haben keinen Personalmangel, wir haben eine Personalkrise”. So ist es, es mangelt in allen Bereichen an Mitarbeitern. Egal ob hochqualifiziert oder nicht, objektiv gesehen fehlen längst auch Hilfsarbeiter. Die demographische Entwicklung ist übrigens schon seit 15 Jahren bekannt, wurde aber ignoriert.

Branchen rufen fast schon verzweifelt nach Personal und Zuwanderung

Diese Tage meldeten verschiedene Branchen “Personalkrise”. Mangels Personal am Flughafen mußten Flüge gestrichen und den Passagieren extrem lange Wartezeiten abverlangt werden. Gepäck geht häufiger verloren. In der Gastronomie können immer mehr Restaurants nicht öffnen oder allenfalls eingeschränkt, da ihnen Personal fehlt. Die Reaktion ihrer Branchenvertreter ist die Übliche: Sie fordern die Möglichkeit der Zuwanderung für Nicht-EU-Bürger auf den Arbeitsmarkt. (Umzugwillige EU-Bürger gibt es nur noch begrenzt und selbst in Griechenland fehlt mitlerweile das Service-Personal.)

Das Quallenproblem

In der Amazon Prime-Serie “Patriot” wurde das “Quallenproblem” definiert. Wer auf eine Qualle mit einem Sparten schlägt um sie – aus welchem Grund auch immer – zu töten, zertrennt sie irgendwann und hat dann zwei lebende Quallen vor sich. So geht es immer weiter. Aus einem Problem, entstehen ganz viele.

Die Branchenvertreter wollen ihr Problem zu Lasten der Anderen lösen

Mit einer weiteren Zuwanderung könnten die unmittelbaren Probleme zumindest teilweise behoben werden, doch entstehen dann zugleich neue. Die neuen Arbeitnehmer wollen wohnen (Wohnungsmangel), irgendwann ihre Familie nachholen (Lehrermangel) und später in Rente gehen (haben vielleicht 30 Jahre das Mindeste eingezahlt, so dass die Rente nicht reichen wird). Letztlich wird so ein Problem gelöst und viele neue geschaffen.

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Nur Automatisierung kann das Problem lösen

Die Möglichkeiten der Automatisierung schreiten zügig voran. Service-Roboter haben sich längst bewährt, an den Flughäfen könnte weitaus mehr als heute automatisiert werden. Das Handelsblatt (Foto oben) hat jüngst darauf hingewiesen, dass an Flughäfen Probeversuche mit automatisierter Gepäckabfertigung erfolgreich waren. Aber auch weil das Personal so günstig ist, wurde die Automatisierung nicht weiter verfolgt.

Es gibt erste Ansätze Roboter in der Pflege einzusetzen. Komplettlösungen werden noch Jahre auf sich warten lassen, aber einiges ist schon möglich und man könnte weiter sein, wenn das Thema zuvor mehr forciert worden wäre oder nun wird. Laut Studien verbringt das Pflegepersonal rund 30% seiner Zeit mit “Lieferdienste”: Essen oder Laborproben werden von A nach B gebracht. Dies könnten heute schon problemlos Roboter. Ihre Hilfe wird aber nicht in Anspruch genommen.

Nun ist es an der Zeit, dass die Gesellschaft, gerade die Medien, Roboter nicht länger als Arbeitsplatzvernichter ansehen. Roboter werden vielmehr immer wichtiger um den Status quo zu sichern. Es geht nicht nur um´s Geld, sondern vor allem auch um die Lebensqualität. Wer möchte während eines Ausflugs kein Gasthaus aufsuchen, wer möchte im Alter lieber nicht noch ein paar Monate oder länger Zuhause verbringen statt ins Heim zu gehen? All dies wird nur noch mit Robotik möglich sein.