Zuerst auf LinkedIn haben wir auf die zunehmend größere Scherre hingewiesen: In den USA gibt es eine große Finanzierungsrunde für Robotik-Startups nach der Anderen und in Deutschland gelten bereits kleine Finanzierungen als Erfolg. Zur Veranschaulichung: Einmal die Woche gibt es eine Finanzierungsrunde in den Staaten jenseits der 50 Mio.-Grenze. In Deutschland haben in den letzten Jahren wohl erst drei Unternehmen in einzelnen Runden 50 Mio. + x erhalten (Agile Robots, Neura Robotics und Wandelbots).
Alles spricht für die Robotik
Heute gibt es keinen Einwand mehr gegen die Robotik: In Zeiten des Personalmangels gilt sie nicht mehr als “Job-Killer”, sondern als Sichersteller bestehender Geschätsmodelle. Ohne Schweiß-Roboter, der die Zeichung umsetzt, braucht es weder einen Konstrukteur, einen Vertrieb oder eine Buchhaltung. Auch wirtschaftlich ist absehbar, dass die Branche über Jahre nur deutlich zulegen dürfte. Sei es E-Mobilität oder Wärmepumpen-Fertigung: Ohne Roboter geht es nicht. Zunehmend hält die Robotik – noch behutsam – Einzug in Pflege und Krankenhäuser (mobile Roboter übernehmen Botendienste, z.B. Blutprobe zum Labor).
In keinem Land ist solch ein Robotik-Know how vorhanden wie in Deutschland
Die automatica-Messe hat es gezeigt: Neben KUKA, einem der weltgrößten Industrieroboter-Hersteller, gibt es in Deutschland zahlreiche Startups, die international führend sind. Auf dem Gebiet der Roboterarme sind es Firmen wie Agile Robots (Roboter, die die Foxconn-/ Apple-Fabriken automatisieren sollen), Neura Robotics (erste kognitive Roboter), Franka Emika (sehr sensibler Roboter, geehrt mit dem Zukunftspreis des Bundespräsidenten), Robco (erste modular zusammenstellbare Roboter), Fruitcore (sehr preiswerte Industrieroboter), igus (erste Roboter aus Kunststoff). Hinzu kommt ein sehr großes Spektrum an Peripherieherstellern (Optik, Greifer bis hin zur Sensorik), die ihrerseits keine internationale Konkurrenz scheuen müssen. Hinzu kommt auf dem Gebiet der mobilen Roboter mit Innok Robotics einer der wenigen Anbieter, die auch Outdoor unter schwierigsten Bedingungen arbeiten können. In Deutschland gibt es also enormes Know how, aber nur begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten. Dies gilt sowohl auf Seiten Venture Capital, der Bereitschaft etablierter Unternehmen sich zu beteiligen wie auch vom Staat. Zum Vergleich: Die wenigen deutschen Großfinanzierungen in die Robotik kamen mehrheitlich von ausländischen Investoren. Ein Armutszeugnis für den Standort Deutschland!
Außer der Ruhrkohlstiftung ist keine etablierte Organisation bekannt, die signifikant finanzieren würde.
Viele Businesspläne sind zwangsläufig falsch
Mehr oder minder alle Startups wurden durch Investoren finanziert, wenn auch im begrezten Umfang. Den Investoren wurden Businesspläne vorgelegt, die sich so heute häufig als falsch erweisen. Hierfür trifft die Startups i.d.R. keine Schuld. Denn Umsatzeinbußen durch Corona (keine Kundenbesuche), Energiekrise bzw. Krieg konnte keiner vorhersehen. Hinzu kamen offenbar zu optimistische Prognosen der Marktforscher. Rational hatten sie Recht – es spricht alles für die Robotik. Aber nicht wenige Kunden brauchen doch lange um sich zu entscheiden. (Dies zeigt, dass die Kritik an der Politik, sie digitalisere zu langsam häufig unfair ist. Die Wirtschaft ist auch nicht wesentlich schneller.) Die Startups habe sich bei ihren Finanzierungsrunden naturgemäß an diese Prognosen orientert. Dies allein schon aus pragmatischen Gründen: Kein Unternehmen erhält eine Wachstumsfinanzierung dessen Umsatzplanung unter der für den Markt prognostizierten liegt.
Im Bereich der Cobots, der kleinen Roboter, die mit dem Menschen zusammenarbeiten können, besagten die Prognosen ein kontinuierliches Plus von 30 bis 40% p.a.. Dieses Plus wurde 2021 auch so erreicht, in 2022 stagnierte hingegen der Heimatmarkt Deutschland als Folge der großen Unsicherheiten. Der Jahresauftakt 2023 zeigt zwar eine bessere Stimmung, die 30% scheinen aber nicht machbar zu sein. Somit wird die Lücke zwischen Plan und Ist immer größer mit entsprechender Konsequenzen für die Kasse der Startups.
Es geht nicht nur um Produktivität, sondern auch um Nachhhaltigkeit
Die Robotik wird gerne mit Produktivitätsfortschritte gleichgesetzt. Die höhere Produktivität bei gleichbleibender Qualität war schließlich für die Automobilindustrie, quasi der Pilotkunde, Grund sich für die Robotik zu entscheiden. Ein beachtlicher Teil der hohen US-Investitionen fließn nun in Lösungen, die im Kontext der Nachhaltigkeit zu sehen sind: Roboter sortieren Müll und ermöglichen so erst das Recyclen oder Roboter übernehmen die Intralogistik im Bereich schwer Pakete und achten so auf die Ergonomie.
Volkswirtschaftlich dürften sich Förderungen in die Robotik mehr als amortisieren
Egal ab Startups direkt gefördert werden oder gar der Kauf von Robotern durch KMU unterstützt würde, staatliche Gelder in Richtung Robotik werde sich automatisieren. (Vgl. zu KMU-Robotern und solche für die Pflege dieses Arbeitspapier mit konkreten Vorschlägen) Denn durch sie kann – ebenso wie durch solche in KI – der Arbeitskräftemangel gemindert werden. Einerseits wird so Wertschöpfung freigesetzt und andererseits nimmt der Bedarf an benötigten ausländischen Kräften ab. Denn diese zu gewinnen ist nicht günstig: Kein Expat bringt Lehrer mit. Diese verdeckten volkswirtschaftlichen Kosten wie auch Maßnahmen gegen den weiteren Wohnungsmangel entfallen bei konsequenter Nutzung der Robotik oder der Künstlichen Intelligenz. KI & Robotik entsprechen somit der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit.